
© Landesinitiative Fachkraft im Fokus
Unser jährlicher Unternehmenstag „Finden und Binden ausländischer Fachkräfte“ fand dieses Jahr am 12. November 2025 in Lutherstadt Wittenberg statt. Der Unternehmenstag ist eine Veranstaltung des Netzwerks Willkommenskultur und Fachkräftegewinnung und wird vom WelcomeCenter Sachsen-Anhalt organisiert. Etwa 80 regionale Unternehmen und Netzwerkpartner kamen im Piesteritzer Hof zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie man Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen und nachhaltig integrieren kann.
Stefanie Schmidt-Pforte von der IHK Halle-Dessau moderierte die Veranstaltung. Nach einer Begrüßung durch den Landrat Christian Tylsch präsentierte Fabian Semsarha vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) aktuelle Daten und Fakten zur Fachkräftesituation im Landkreis Wittenberg und der Region. Er zeigte unter anderem, dass das Beschäftigungswachstum in Sachsen-Anhalt bereits heute von Zugewanderten getragen wird: Aufgrund des demografischen Wandels ist die Zahl der Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit rückläufig, wohingegen Menschen mit anderen Staatsangehörigkeiten steigende Beschäftigungszahlen aufweisen (Semsarha et al., 2024). Außerdem stehen im Arbeitsagenturbezirk Sachsen-Anhalt Ost für gut die Hälfte der offenen Stellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung (s. KOFA-Ländersteckbrief Sachsen-Anhalt). Daher empfiehlt das KOFA Arbeitgebenden, sich aktiv zu positionieren und Präsenz zu zeigen, Rekrutierungsstrategien möglichst divers auszurichten und neben der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften auch in deren langfristige Bindung und Weiterbildung zu investieren.
Es folgte ein Interview mit Manuel Sandau, Leiter der Abteilung Ausländerangelegenheiten im Landkreis Wittenberg. Er benannte die Bereiche, in denen im Landkreis eine besonders hohe Nachfrage nach Fachkräften besteht: Handwerk, Touristik, Medizin (insb. Pflege) und Landwirtschaft. Auch wenn im Ausland rekrutierte Fachkräfte teils keine Anerkennung ihrer ausländischen Qualifikation erhielten, gebe es in der Region viele gute Angebote der Nachqualifizierung und sonstige Unterstützungsangebote für Personen ohne anerkannte Qualifikation. Zudem zeigte er Verständnis dafür, dass das beschleunigte Fachkräfteverfahren auf Unternehmen bürokratisch und daher auch abschreckend wirken kann – doch genau dafür sei die Ausländerbehörde da und begleite Arbeitgebende durch den Prozess. Darüber hinaus lobte Herr Sandau die Erfolge des Chancenaufenthaltsrechts, über das zahlreiche Geduldete im Landkreis einen regulären Aufenthalt und Arbeitsstellen erlangen konnten.
Der zweite Teil der Veranstaltung stand den Teilnehmenden für einen offenen Austausch zur Verfügung. In vier Erfahrungsecken zu den Themen Rekrutierung, Sprache, Qualifizierung und Willkommenskultur kamen interessierte Unternehmen mit Expert:innen von Beratungsstellen, Bildungsträgern, Behörden und anderen Unternehmen ins Gespräch.
Umfangreiche Informationen zum beschleunigten Fachkräfteverfahren, inklusive Kontaktmöglichkeiten zu den zuständigen Ausländerbehörden, haben wir auf der verlinkten Seite für Sie zusammengestellt. Weitere Hintergrundinformationen rund um die Fachkräfteeinwanderung finden Sie außerdem in unserer Infothek.